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Zukunfts-Utopien
Wenn sich MISSIS RAINTOWN Momentaufnahmen einer Zukunft vorstellen,
die sie der gegenwärtigen Situation vorziehen würden,
sähe das vielleicht so aus:
Die Menschen haben wieder Spaß daran gefunden, die
Auswahl ihrer Musik und anderer Kulturgüter selbst in
die Hand zu nehmen und sich weniger auf die Vorsortierung
durch wirtschaftgesteuerte Massenmedien zu verlassen. Dabei
wird Einfallslosigkeit und Mangel an Qualität umgehend
durch Abschalten bestraft. Originelle Künstler werden
dagegen offen und interessiert aufgenommen. Der anspruchsvolle
Erwachsene hat das intime Livekonzert in gemütlicher
Clubatmosphäre für sich entdeckt. Anstatt außer
Kino nur einmal im Jahr zu einem Stadionkonzert mit Bryan
Adams zu pilgern, gönnt man sich nun öfter mal
ein gepflegtes kleineres Konzert bei erstklassigem HiFi-Sound
und mit einfallsreichem Repertoire.
Die Zeit der vielen einsamen jungen Erwachsenen ist vorüber,
seit sich der Zeitgeist vom unverbindlichen Lebensnomadentum
und von der stolzen Abkapselung wegbewegt hat. Dazu haben
nicht zuletzt die kommunikativen Experimente von Künstlern
beigetragen, die auf der Suche nach Menschen und Gedankenaustausch
neue und alte Medien unkonventionell einsetzten, um die unterschiedlichsten
Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Über
Musik und Kunst, Photographie und Film und über alle
möglichen sonstigen gestaltbaren Dinge fanden sich Menschen,
die voneinander lernten und sich selbst in einem sozialen
Netzwerk einnisteten. Daraus erwuchs ein kulturelles Selbstbewußtsein,
das es möglich macht, Fremde originell anzusprechen,
selbst kreativ zu werden und Freundschaften zu pflegen.
Der Begriff "Freundschaft" hat sich dahingehend
gewandelt, daß mit ihm klare Vereinbarungen und auch
verbindliche Verläßlichkeiten verbunden sind.
Es gibt wieder mehr Menschen, die auf anhieb ihre richtigen
Freunde benennen können und auch wissen, daß auf
diese Menschen selbst dann Verlaß ist, wenn existenzielle
Dinge auf dem Spiel stehen.
Die Familie ist nicht mehr für die meisten Leute ein
Begriff, vor dem man entweder sein Leben lang flüchtet
oder in den man sich baldmöglichst Hals über Kopf
hineinstürzt. Der Wert von Familie, die Möglichkeiten
und Grenzen werden sachlicher gesehen. Man hat begriffen,
daß kulturell und zwischenmenschlich eine große
Chance in der Familie steckt. Dort wird das Gespräch über
Generationsgrenzen hinweg geübt und als elementares
Kulturgut verinnerlicht. Das kommt auch der Musik und den
anderen Kunstdisziplinen zu gute, da bis auf ein paar polarisierende
Teenager kaum jemand mehr ein Interesse daran hat, altersmäßig
vorsortierte Dinge zu erleben. Konzerte, Filme, Bücher,
Comics, Bilder, Magazine usw. werden von Menschen verschiedensten
Alters erlebt und dienen als Anregung für Gespräche
zwischen unterschiedlich alten Menschen.
Die Schule wurde rückhaltlos neu konzipiert. Ziel ist
es nun nicht mehr, scheinbar willkürlich zusammengestellten
Fachstoff gleichförmig in die Köpfe zu hämmern.
Von der Gleichmacherei und der formelartig vermittelten "Political
Correctness" hat man sich zugunsten von wirklicher Individualität
und Originalität verabschiedet. Man malträtiert
nun nicht mehr Kinder ohne musikalische Vorbildung mit Musiktheorie
oder zwingt wenig Malbegeisterte, Gemüse abzuzeichnen
sondern bietet ihnen an, eine praktisch einsetzbare Allgemeinbildung
zu erwerben und nach eigenen Interessen auszubauen. Das kommt
auch der Vielfalt in der Musik und Kunst zugute, da jeder
nun mehr die Möglichkeit bekommt einen eigenen Geschmack
und ein ganz eigenes Interessenprofil fern ab von Standards
zu entwickeln. Dazu gehört auch ein bewußter und
auf die eigene Person abgestimmter Umgang mit Medien. Zwar
werden immer noch viele sich einfach treiben lassen und das
konsumieren, was ihnen am aufdringlichsten aufgezwungen wird.
Aber immer mehr Menschen machen sich auf die Suche nach Dingen,
die sie wirklich berühren.
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