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Dienstag, 28.10.2003
Nette Burschen vom SWR3-Ableger Das Ding haben gestern ein Telefon-Interview mit
DONE E. LOW geführt, das heute zu einer Zeit gesendet wird, wo dieser
noch mitten in seiner Tiefschlafphase sein wird (9:20 Uhr, aber hallo!).
Die positive Reaktion und das Interesse am
SONGTRAVEL PROJECT war überraschend und
tat gut.
Aber natürlich ist der 2,5-Minuten-Interviewzusammenschnitt schon das
äußerste
der Gefühle im straff kalkulierten Formatradio -
einen der verreisenden Songs dürfen sie höchstens kurz anspielen die
Buben... da hat die gestrenge
Musikredaktion den Daumen drauf.
Inzwischen ist der Artikel im Lift-Magazin erschienen,
der aus HIKE O. unergründlicherweise einen "Flavio"
macht, irritierend, nicht? Aber ansonsten
ist der Bericht über das Projekt mit sympathischem Interesse
geschrieben und durchaus lesenswert. Das beurteilten
die Redakteure von Das Ding wohl ähnlich. Über den Artikel im Lift sind
sie auf uns gestoßen. Schon
wieder was gelernt... so funktioniert der Weg in die Massenmedien...
Während der vergangenen zwei Wochen sind keine neuen CDs aufgetaucht
bis auf Sabanake, die bereits zum zweiten Mal hier auftauchte.
Somit ist nun die erste CD mehrfach hierher zurückgekehrt. Im Saarland
oder
in Berlin, wo Fernseh- und Rundfunkredaktionen auf einen Fund vor ihrer
Haustüre warten, steht das Auftauchen einer der CDs noch aus.
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Mannigfaltige Meinungen... |
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Mittwoch, 08.10.2003
Nach einigem Abwarten sieht die aktuelle Zwischenbilanz doch
gar nicht so schlecht aus. 20% der
ausgesetzten CDs wurden bisher von jemandem gefunden,
der sich nicht zu schade war, seinen Weg hier auf die Website zu finden
und zu erzählen, was er mit den Songs erlebt hat. Erwartungsgemäß wird
die volle Bandbreite von Geschmäckern und
Reaktionen ausgeschöpft. Die Musik wird von Note 2 bis Note 5 bewertet.
Und natürlich gibt es wieder
mal Leute, die die Musik völlig uncharakteristisch finden, während
andere die gleiche Musik als irritierend außergewöhnlich bezeichnen. Wir
werden das nie verstehen...
In der November-Ausgabe der Zeitschrift LIFT wird
es übrigens einen Artikel über das SONGTRAVEL PROJECT geben. Ein sympathischer
Typ hat uns angerufen
und sich intensiv über unser Experiment erkundigt.
Sobald eine der CDs im Saarland gesichtet wird, landet
unser Projekt auf NBC GIGA TV, höchstwahrscheinlich
zumindest. Also: wer noch
einen Aussetzungspunkt
sucht: das Saarland bietet sich da angeblich an. Warum ausgerechnet das
Saarland? Tja, die Spielregeln des Fernsehgeschäfts sind tückisch und für
Daheimgebliebene äußerst schwer durchschaubar...
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Freitag, 26.09.2003
Die ersten sieben CDs sind wieder aufgetaucht. Nr.7, Nr.75, Nr.43, Nr.54,
Nr.42, Nr.30 und Nr. 8. Sogar unsere Kandidatin mit der "Spenderniere",
die nach dem traumatischen Rekord-Trip innerhalb
von 53 Sekunden vom Aussetzen bis zur Endlagerung
in einem Bauschutt-Container eine zweite Chance bekommen
hatte, ist unter den ersten Sieben! Das Spektrum der Reaktionen auf das
SONGTRAVEL PROJECT fächert sich weiter auf. Während im Vorfeld nur
positive Stimmen zu hören waren, kommen jetzt auch Leute, die der Sache
eher gleichgültig gegenüberstehen. |
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Marc, HIKE O. & DONE E. LOW |
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Mittwoch, 24.09.2003
Es geht los. Die Reise beginnt für unsere Songs um 14 Uhr. Mit Kameramann
Marc im Schlepptau steuern wir das Uni-Viertel in der Stuttgarter Innenstadt
an. Dort stößt eine Photo-Reporterin zu
uns, die für eine
Zeitung das Aussetzen der ersten paar CDs dokumentiert.
Es macht anfangs ziemlichen Spaß, auf der präzise abgezirkelten
15 km-Strecke durch die Innenstadt zu pilgern
und an bestimmten Punkten jeweils eine CD gut sichtbar liegenzulassen.
Jeder Aussetzungspunkt wird
als Photo dokumentiert, damit später in der Web-Datenbank zu jeder
Reise einer CD ein Bild des Starts zu sehen sein wird.
Mit pulsierender innerer Spannung warten wir darauf, ob wir Reaktionen
von Menschen mitbekommen werden. Einige der ausgesetzten CDs beobachten
wir aus einigem Abstand, um zu sehen, wer sie finden wird. Noch ist völlig
unklar, ob es uns gelungen ist, die CD so aussehen zu lassen, daß man
neugierig wird.
Dann kommt der erste Tritt in die Fresse:
Auf der Freitreppe zum Königsbau legen wir eine CD aus und beobachten
aus einiger Entfernung, was passiert. Alle paar Sekunden stapfen Passanten über
die CD hinweg, ohne sie überhaupt zu bemerken, ein älteres Ehepaar,
ein junges Paar mit Kinderwagen, Kinder, junge Freaks, einzelne, Grüppchen,
die ganze Palette. Auf der grauen Steintreppe sieht man die strahlend blaue
CD im Sonnenschein bei bestem Wetter perfekt. Und doch flanieren zig Leute über
unser Baby hinweg, ohne auch nur kurz zu zucken.
Manche treten so nahe heran, daß ihr Fuß nur noch Zentimeter von der CD entfernt
landet.Herr mittleren Alters, dessen Begleiterin wenig Begeisterung für
seine Neugier aufbringt. Er schnappt sich die CD und wackelt seiner Dame
hinterher in Richtung Köngistraße. Dort geraten beide in den
Strudel der Vorbeilgehenden. Man sieht ihn noch, wie er Menschen anspricht
und ihnen die CD vors Gesicht hält - so als ob er sie jemandem abtreten
wollte. Dann verschwindet er. Und mit ihm unser
lange verschmähtes
Kind.
Nach etwa 30 ausgesetzten CDs läßt sich ein deutliches Muster
erkennen. Obwohl die Menschen einen gut gelaunten und wenig gehetzten Eindruck
an diesem perfekten Spätsommertag machen, nimmt die überwiegende
Mehrzahl von ihnen nichts außer sich
selbst,
ihre Begleiter und größere
architektonische Hindernisse wahr. Ein paar wenige sind aufmerksamer und
stellen nach erstaunlich langer Zeit fest, daß direkt vor ihnen etwas
liegt, das nicht ganz wertlos aber dafür umso herrenloser aussieht.
Die meisten dieser Aufmerksameren schalten dabei unweigerlich rüber
zum Programm "wegschauen und sich nichts anmerken lassen". Ganz
selten ist die Spezies "kurz mal anfassen, lesen und starren
Blickes wieder zurücklegen". Und anscheinend gar nicht vorhanden ist
der Typus "mal mitnehmen und in Ruhe checken, was das ist". Auf
diesen hatten wir eigentlich gehofft. Für unser Empfinden ist Neugier etwas
Natürliches, das sich nur durch deutliche Warnsignale unterdrücken
läßt wie "Achtung garantiert eine AOL-Werbe-CD!" oder "Shit,
voll Eiter, Finger weg!" Aber gerade diese Neugier konnten wir so
gut wie gar nicht beobachten. Noch etwas war interessant: durchgehend war
die Mimik selbst derer, die die CD ansahen, völlig
versteinert.
Es gab keine Chance, den Gesichtern irgend eine Art von Bewertung abzulesen.
Als wir etwa 40 CDs auf die Reise geschickt haben, geschieht etwas Bizarres.
Während die meisten der Tonträger an gemütlichen Plätzen
im Park, auf Bänken und Freitreppen plaziert wurden (ja, wir schreiben
nach der alten Rechtschreibung...), probierten wir mal was anderes. Auf
einer Fußgängerinsel zwischen zwei Hauptstraßen legen
wir eine CD auf dem Ampelschalterkästchen ab (gibt's dafür eine
amtliche Bezeichnung?) Was dann geschieht, geht so schnell, daß wir
nachher einige Zeit brauchen, um das zu kapieren. Wir beobachten von einer
Straßenseite aus, wie dort ein gepflegter Typ Ende 20 im caramelfarbenen
Anzug auftaucht. Während er auf die Grünphase wartet, schnappt
er sich die CD und inspiziert sie ungewohnt engagiert.
Er liest sich das Cover
durch.
Dann wird es grün, er latscht los, gelangt am Gehsteig an und pfeffert
die CD samt und sonders in einen Bauschutt-Container. Bye bye Baby!
Ein
neuer Rekord: vom Aussetzen bis zum Exitus der CD 50
Sekunden. Der frühe
Kindstod.
Im Vorfeld des Projekts haben wir uns allerlei Phantasien hingegeben, wer
uns gut schwäbisch wohl mit Ordnungsgeldern bombardieren oder mit
sonstigen Regelementierungen traktieren würde. Wir stellten uns vor,
welche Regelungen es wohl gegen so heimatlose Chaoten wie uns geben könnte,
die einfach so, ohne Genehmigung CDs rumliegen lassen. Untergrabung öffentlicher
Ordnung? Sachbeschädigung? Störung der
Totenruhe? Aber
da wurden wir positiv überrascht. Selbst die massiv aufgebotenen Polizeikräfte
der Landeshauptstadt ließen uns diskret gewähren. Die einzige,
die den penetranten Amtsschimmel ritt, war, es
tut uns leid, das sagen zu müssen, die katholische Kirche, die offenbar über genügend
Mittel verfügt, Vollzeitarbeitskräfte dafür zu bezahlen,
daß sie auf der Fußgängerzone rumwieseln und Künstlern
allerlei androhen, weil es da nämlich verboten
sei, was zu verkaufen. HIKE O.s wiederholt freundlich vorgetragener
Hinweis, daß wir keinerlei
Verkaufsabsicht hegen, wurde ignoriert. Dafür wurde von der offenbar
im Sendungsbewußtsein überentwickelten Dame gleich nochmal wiederholt,
daß er da nichts verkaufen dürfe. Die CD hat er dann unter Einsatz
seiner körperlichen Unversehrtheit im Angesicht der militanten Katholikin
doch noch abgelegt. Kann sich der Vatikan nicht mal zu solchen Vorfällen äußern?
In Punkto Interaktion zwischen Findern und uns
war über weiteste Strecken
finsterste Eiszeit angesagt. Wir wollten sachlich bleiben. Laberten niemanden
an. Warteten ab. Blieben aber offen, klar. Aber da sich die Leute ja noch
nicht mal dem einsam daliegenden Gegenstand halbwegs öffnen konnten,
verstrich auch regelmäßig jegliche Gelegenheit des fruchtbaren
Gedankenaustauschs. Bis dann doch noch eine junge Frau
hinter DONE E. LOW herwetzte, weil sie ihm die vermeintlich verlorene CD
hinterhertragen wollte.
Die hatte der nämlich mal wieder auf einer Parkbank liegen lassen.
Alle anderen Bankbanknachbarn zuvor hatten alle Kräfte aufgeboten,
die direkt neben ihnen liegende CD (keine 30 cm weg!) gar nicht erst in
ihr Bewußtsein dringen zu lassen. Nicht so diese Frau. Eine Asiatin.
Voll die Nette! Die Hinterhertrag-Nummer hat übrigens auch noch eine
eher stuttgarterisch aussehende junge Frau gebracht. Auch überaus
sympathisch die gute.
Der Eindruck massenweise sich selbst genügender Flanierer mit demonstrativ
dargebotenem Desinteresse an irgendwie allem saß tief im Fleisch
unseres trotzdem ungebrochenen Optimismus. Und unsere
Laune besserte sich, als wir feststellten, daß die Museumsmeile und die Gegend zwischen
Theater, Oper und Landtag irgendwie fruchtbarer waren für neue Ideen
und spielerische Experimente. Eine auf der Treppe zur Oper abgelegte CD
war bereits nach 3 Minuten verschwunden. Oder
war das der Ordnungsdienst?
Aber selbst auf den weitläufigen Terrassen der Staatsgalerie waren
die Menschen äußerst geübt im Ignorieren aufmunternd vor
ihnen liegender Überraschungen. Begründer dieser neuen Schule
müssen Doppelpacks pubertierender Raucherinnen sein, die das mit Abstand
noch besser beherrschen als der ohnehin ausgeschlafene Mainstream. Aber
hallo! Feiste Turnschuh-Derivate, nierenfreie Leibchen, rasselnde Stahlbolzen
verankert in mimisch relevanten Stellen, bedeutungsschwangere Gesten mit
rauchenden Stäbchen - hier ist Ignoranz-Alarm
der allerhöchsten
Stufe angesagt. Niemals in so einer Umgebung sein Herzblut
liegenlassen, niemals!
Als es nach 6-stündiger Pilgerfahrt durch die heimatliche Metropole
langsam dunkel wurde, schien dann doch noch ganz leicht der aufgeschlossene
Kern der menschlichen Natur durchzublitzen - so als
wollte er für
uns wenigstes die Trost-Taschenlampe anknipsen. Zwei Mädels gehen
zielstrebig auf eine CD zu, die am Rande einer Treppe bei der Liederhalle
liegt, nehmen sie auf, und wir hören doch tatsächlich die eine
sagen: "Mensch, das sieht aber gut gemacht
aus!" Und
sie nehmen unser Baby mit! Gut, da gibt es dann auch gleich wieder Rückschläge
wie den Typ, der die CD aufhebt, anschaut und wieder hinlegt, weil seine
Begleiterin ihn etwas ob seiner Neugier belächelt.
Marc hat jedenfalls Michael Ballhaustechnisch voll draufgehalten den
ganzen Mittag über. Mal sehen, ob sich aus den vielen minutenlangen Standbildern
von herumliegenden CDs ein prickelndes Doku-Video basteln läßt.
Jetzt ist aber erst mal das Projekt im Web dran. Als wir von unserem Trip
heimkehrten, hatten sich immerhin schon zwei Finder in die Reisetagebücher
eingetragen. Mal sehen, wie's weitergeht...
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Dienstag, 23.09.2003
Wir haben es geschafft! Alles, was wir uns vorgenommen hatten, um das SONGTRAVEL
PROJECT an den Start zu bringen, hat hingehauen. Die Nachtschichten der
letzten Wochen (auch die von unserem Kumpel Magnus) haben Früchte
getragen.
Die Zeitung hat einen umfangreichen Artikel über unser Medien-Experiment
gebracht. Die CDs sind vervielfältigt, bedruckt, handbeschriftet und
eingepackt, sämtliche Akkus von Kameras (Video & Photo) geladen.
Jetzt noch ein paar wenige Stunden Schlaf und dann unsere Babies wegbringen... |
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