ein nachdenklicher HIKE O.  




Dienstag, 09.12.2003

Inzwischen sprechen uns vermehrt Leute darauf an, daß sie Musik von uns oder Berichte über unser Projekt im Radio gehört haben. Drollig daran ist vor allem, daß uns eigentlich vor allem die Reaktion der Finder von CDs interessierte und weniger die Reaktionen auf das
Medienecho. Aber an die 30%-Marke kommen wir wohl bei den gefundenen CDs, die auch hier auf der Site wieder auftauchen nicht heran. Seit einiger Zeit stagniert das Projekt. Zwar ist das schon nicht so schlecht, wenn ein Viertel der ausgesetzten CDs ihren Weg zurück auf die Website des Projekts schaffte. Aber ein wirklicher Dialog kam dabei leider nicht zustande.

Eigentlich wäre es interessant, in absehbarer Zeit mal ein
Resumee dieses Projekts zu ziehen. Man könnte sich dabei auch eine Live-Veranstaltung vorstellen, bei der man mal im Gespräch eintaucht in die Hintergründe des Experiments und in die Beweggründe der Finder...


süßer Medien-Nektar...  




Dienstag, 28.10.2003

Nette Burschen vom SWR3-Ableger Das Ding haben gestern ein
Telefon-Interview mit DONE E. LOW geführt, das heute zu einer Zeit gesendet wird, wo dieser noch mitten in seiner Tiefschlafphase sein wird (9:20 Uhr, aber hallo!). Die positive Reaktion und das Interesse am SONGTRAVEL PROJECT war überraschend und tat gut. Aber natürlich ist der 2,5-Minuten-Interviewzusammenschnitt schon das äußerste der Gefühle im straff kalkulierten Formatradio - einen der verreisenden Songs dürfen sie höchstens kurz anspielen die Buben... da hat die gestrenge Musikredaktion den Daumen drauf.

Inzwischen ist der
Artikel im Lift-Magazin erschienen, der aus HIKE O. unergründlicherweise einen "Flavio" macht, irritierend, nicht? Aber ansonsten ist der Bericht über das Projekt mit sympathischem Interesse geschrieben und durchaus lesenswert. Das beurteilten die Redakteure von Das Ding wohl ähnlich. Über den Artikel im Lift sind sie auf uns gestoßen. Schon wieder was gelernt... so funktioniert der Weg in die Massenmedien...

Während der vergangenen zwei Wochen sind keine neuen CDs aufgetaucht bis auf
Sabanake, die bereits zum zweiten Mal hier auftauchte. Somit ist nun die erste CD mehrfach hierher zurückgekehrt. Im Saarland oder in Berlin, wo Fernseh- und Rundfunkredaktionen auf einen Fund vor ihrer Haustüre warten, steht das Auftauchen einer der CDs noch aus.


Mannigfaltige Meinungen...  




Mittwoch, 08.10.2003

Nach einigem Abwarten sieht die aktuelle
Zwischenbilanz doch gar nicht so schlecht aus. 20% der ausgesetzten CDs wurden bisher von jemandem gefunden, der sich nicht zu schade war, seinen Weg hier auf die Website zu finden und zu erzählen, was er mit den Songs erlebt hat. Erwartungsgemäß wird die volle Bandbreite von Geschmäckern und Reaktionen ausgeschöpft. Die Musik wird von Note 2 bis Note 5 bewertet. Und natürlich gibt es wieder mal Leute, die die Musik völlig uncharakteristisch finden, während andere die gleiche Musik als irritierend außergewöhnlich bezeichnen. Wir werden das nie verstehen...

In der November-Ausgabe der
Zeitschrift LIFT wird es übrigens einen Artikel über das SONGTRAVEL PROJECT geben. Ein sympathischer Typ hat uns angerufen und sich intensiv über unser Experiment erkundigt.

Sobald eine der CDs im
Saarland gesichtet wird, landet unser Projekt auf NBC GIGA TV, höchstwahrscheinlich zumindest. Also: wer noch einen Aussetzungspunkt sucht: das Saarland bietet sich da angeblich an. Warum ausgerechnet das Saarland? Tja, die Spielregeln des Fernsehgeschäfts sind tückisch und für Daheimgebliebene äußerst schwer durchschaubar...


Gespanntes Lesen...  



Freitag, 26.09.2003

Die ersten sieben CDs sind wieder aufgetaucht. Nr.7, Nr.75, Nr.43, Nr.54, Nr.42, Nr.30 und Nr. 8. Sogar unsere Kandidatin mit der "Spenderniere", die nach dem
traumatischen Rekord-Trip innerhalb von 53 Sekunden vom Aussetzen bis zur Endlagerung in einem Bauschutt-Container eine zweite Chance bekommen hatte, ist unter den ersten Sieben! Das Spektrum der Reaktionen auf das SONGTRAVEL PROJECT fächert sich weiter auf. Während im Vorfeld nur positive Stimmen zu hören waren, kommen jetzt auch Leute, die der Sache eher gleichgültig gegenüberstehen.
Marc, HIKE O. & DONE E. LOW  












seltene Seitenblicke  









striktes Verkaufsverbot  














Baby Blue  


Mittwoch, 24.09.2003
Es geht los. Die Reise beginnt für unsere Songs um 14 Uhr. Mit Kameramann Marc im Schlepptau steuern wir das Uni-Viertel in der Stuttgarter Innenstadt an. Dort stößt eine
Photo-Reporterin zu uns, die für eine Zeitung das Aussetzen der ersten paar CDs dokumentiert.

Es macht anfangs ziemlichen Spaß, auf der präzise abgezirkelten
15 km-Strecke durch die Innenstadt zu pilgern und an bestimmten Punkten jeweils eine CD gut sichtbar liegenzulassen. Jeder Aussetzungspunkt wird als Photo dokumentiert, damit später in der Web-Datenbank zu jeder Reise einer CD ein Bild des Starts zu sehen sein wird.

Mit pulsierender innerer Spannung warten wir darauf, ob wir Reaktionen von Menschen mitbekommen werden. Einige der ausgesetzten CDs beobachten wir aus einigem Abstand, um zu sehen, wer sie finden wird. Noch ist völlig unklar, ob es uns gelungen ist, die CD so aussehen zu lassen, daß man neugierig wird.

Dann kommt der erste Tritt in die Fresse:
Auf der Freitreppe zum Königsbau legen wir eine CD aus und beobachten aus einiger Entfernung, was passiert. Alle paar Sekunden stapfen Passanten über die CD hinweg, ohne sie überhaupt zu bemerken, ein älteres Ehepaar, ein junges Paar mit Kinderwagen, Kinder, junge Freaks, einzelne, Grüppchen, die ganze Palette. Auf der grauen Steintreppe sieht man die strahlend blaue CD im Sonnenschein bei bestem Wetter perfekt. Und doch flanieren zig Leute über unser Baby hinweg,
ohne auch nur kurz zu zucken. Manche treten so nahe heran, daß ihr Fuß nur noch Zentimeter von der CD entfernt landet.Herr mittleren Alters, dessen Begleiterin wenig Begeisterung für seine Neugier aufbringt. Er schnappt sich die CD und wackelt seiner Dame hinterher in Richtung Köngistraße. Dort geraten beide in den Strudel der Vorbeilgehenden. Man sieht ihn noch, wie er Menschen anspricht und ihnen die CD vors Gesicht hält - so als ob er sie jemandem abtreten wollte. Dann verschwindet er. Und mit ihm unser lange verschmähtes Kind.

Nach etwa 30 ausgesetzten CDs läßt sich ein deutliches Muster erkennen. Obwohl die Menschen einen gut gelaunten und wenig gehetzten Eindruck an diesem perfekten Spätsommertag machen, nimmt die überwiegende Mehrzahl von ihnen
nichts außer sich selbst, ihre Begleiter und größere architektonische Hindernisse wahr. Ein paar wenige sind aufmerksamer und stellen nach erstaunlich langer Zeit fest, daß direkt vor ihnen etwas liegt, das nicht ganz wertlos aber dafür umso herrenloser aussieht. Die meisten dieser Aufmerksameren schalten dabei unweigerlich rüber zum Programm "wegschauen und sich nichts anmerken lassen". Ganz selten ist die Spezies "kurz mal anfassen, lesen und starren Blickes wieder zurücklegen". Und anscheinend gar nicht vorhanden ist der Typus "mal mitnehmen und in Ruhe checken, was das ist". Auf diesen hatten wir eigentlich gehofft. Für unser Empfinden ist Neugier etwas Natürliches, das sich nur durch deutliche Warnsignale unterdrücken läßt wie "Achtung garantiert eine AOL-Werbe-CD!" oder "Shit, voll Eiter, Finger weg!" Aber gerade diese Neugier konnten wir so gut wie gar nicht beobachten. Noch etwas war interessant: durchgehend war die Mimik selbst derer, die die CD ansahen, völlig versteinert. Es gab keine Chance, den Gesichtern irgend eine Art von Bewertung abzulesen.

Als wir etwa 40 CDs auf die Reise geschickt haben, geschieht etwas Bizarres. Während die meisten der Tonträger an gemütlichen Plätzen im Park, auf Bänken und Freitreppen plaziert wurden (ja, wir schreiben nach der alten Rechtschreibung...), probierten wir mal was anderes. Auf einer Fußgängerinsel zwischen zwei Hauptstraßen legen wir eine CD auf dem Ampelschalterkästchen ab (gibt's dafür eine amtliche Bezeichnung?) Was dann geschieht, geht so schnell, daß wir nachher einige Zeit brauchen, um das zu kapieren. Wir beobachten von einer Straßenseite aus, wie dort ein gepflegter Typ Ende 20 im caramelfarbenen Anzug auftaucht. Während er auf die Grünphase wartet, schnappt er sich die CD und inspiziert sie
ungewohnt engagiert. Er liest sich das Cover durch. Dann wird es grün, er latscht los, gelangt am Gehsteig an und pfeffert die CD samt und sonders in einen Bauschutt-Container. Bye bye Baby!

Ein neuer Rekord: vom Aussetzen bis zum Exitus der CD 50 Sekunden. Der frühe Kindstod.

Im Vorfeld des Projekts haben wir uns allerlei Phantasien hingegeben, wer uns gut schwäbisch wohl mit Ordnungsgeldern bombardieren oder mit sonstigen Regelementierungen traktieren würde. Wir stellten uns vor, welche Regelungen es wohl gegen so heimatlose Chaoten wie uns geben könnte, die einfach so, ohne Genehmigung CDs rumliegen lassen. Untergrabung öffentlicher Ordnung? Sachbeschädigung?
Störung der Totenruhe? Aber da wurden wir positiv überrascht. Selbst die massiv aufgebotenen Polizeikräfte der Landeshauptstadt ließen uns diskret gewähren. Die einzige, die den penetranten Amtsschimmel ritt, war, es tut uns leid, das sagen zu müssen, die katholische Kirche, die offenbar über genügend Mittel verfügt, Vollzeitarbeitskräfte dafür zu bezahlen, daß sie auf der Fußgängerzone rumwieseln und Künstlern allerlei androhen, weil es da nämlich verboten sei, was zu verkaufen. HIKE O.s wiederholt freundlich vorgetragener Hinweis, daß wir keinerlei Verkaufsabsicht hegen, wurde ignoriert. Dafür wurde von der offenbar im Sendungsbewußtsein überentwickelten Dame gleich nochmal wiederholt, daß er da nichts verkaufen dürfe. Die CD hat er dann unter Einsatz seiner körperlichen Unversehrtheit im Angesicht der militanten Katholikin doch noch abgelegt. Kann sich der Vatikan nicht mal zu solchen Vorfällen äußern?

In Punkto
Interaktion zwischen Findern und uns war über weiteste Strecken finsterste Eiszeit angesagt. Wir wollten sachlich bleiben. Laberten niemanden an. Warteten ab. Blieben aber offen, klar. Aber da sich die Leute ja noch nicht mal dem einsam daliegenden Gegenstand halbwegs öffnen konnten, verstrich auch regelmäßig jegliche Gelegenheit des fruchtbaren Gedankenaustauschs. Bis dann doch noch eine junge Frau hinter DONE E. LOW herwetzte, weil sie ihm die vermeintlich verlorene CD hinterhertragen wollte. Die hatte der nämlich mal wieder auf einer Parkbank liegen lassen. Alle anderen Bankbanknachbarn zuvor hatten alle Kräfte aufgeboten, die direkt neben ihnen liegende CD (keine 30 cm weg!) gar nicht erst in ihr Bewußtsein dringen zu lassen. Nicht so diese Frau. Eine Asiatin. Voll die Nette! Die Hinterhertrag-Nummer hat übrigens auch noch eine eher stuttgarterisch aussehende junge Frau gebracht. Auch überaus sympathisch die gute.

Der Eindruck massenweise sich selbst genügender Flanierer mit demonstrativ dargebotenem Desinteresse an irgendwie allem saß tief im Fleisch unseres trotzdem ungebrochenen Optimismus. Und unsere Laune besserte sich, als wir feststellten, daß die Museumsmeile und die Gegend zwischen Theater, Oper und Landtag irgendwie fruchtbarer waren für neue Ideen und spielerische Experimente. Eine auf der Treppe zur Oper abgelegte CD war bereits nach 3 Minuten verschwunden. Oder war das der Ordnungsdienst?

Aber selbst auf den weitläufigen Terrassen der Staatsgalerie waren die Menschen äußerst geübt im Ignorieren aufmunternd vor ihnen liegender Überraschungen. Begründer dieser neuen Schule müssen Doppelpacks pubertierender Raucherinnen sein, die das mit Abstand noch besser beherrschen als der ohnehin ausgeschlafene Mainstream. Aber hallo! Feiste Turnschuh-Derivate, nierenfreie Leibchen, rasselnde Stahlbolzen verankert in mimisch relevanten Stellen, bedeutungsschwangere Gesten mit rauchenden Stäbchen - hier ist
Ignoranz-Alarm der allerhöchsten Stufe angesagt. Niemals in so einer Umgebung sein Herzblut liegenlassen, niemals!

Als es nach 6-stündiger Pilgerfahrt durch die heimatliche Metropole langsam dunkel wurde, schien dann doch noch ganz leicht
der aufgeschlossene Kern der menschlichen Natur durchzublitzen - so als wollte er für uns wenigstes die Trost-Taschenlampe anknipsen. Zwei Mädels gehen zielstrebig auf eine CD zu, die am Rande einer Treppe bei der Liederhalle liegt, nehmen sie auf, und wir hören doch tatsächlich die eine sagen: "Mensch, das sieht aber gut gemacht aus!" Und sie nehmen unser Baby mit! Gut, da gibt es dann auch gleich wieder Rückschläge wie den Typ, der die CD aufhebt, anschaut und wieder hinlegt, weil seine Begleiterin ihn etwas ob seiner Neugier belächelt.

Marc hat jedenfalls
Michael Ballhaustechnisch voll draufgehalten den ganzen Mittag über. Mal sehen, ob sich aus den vielen minutenlangen Standbildern von herumliegenden CDs ein prickelndes Doku-Video basteln läßt. Jetzt ist aber erst mal das Projekt im Web dran. Als wir von unserem Trip heimkehrten, hatten sich immerhin schon zwei Finder in die Reisetagebücher eingetragen. Mal sehen, wie's weitergeht...



Und es geht ab...  




Dienstag, 23.09.2003

Wir haben es geschafft! Alles, was wir uns vorgenommen hatten, um das SONGTRAVEL PROJECT an den Start zu bringen, hat hingehauen. Die Nachtschichten der letzten Wochen (auch die von unserem Kumpel Magnus) haben Früchte getragen.

Die Zeitung hat einen umfangreichen Artikel über unser Medien-Experiment gebracht. Die CDs sind vervielfältigt, bedruckt, handbeschriftet und eingepackt, sämtliche Akkus von Kameras (Video & Photo) geladen. Jetzt noch ein paar wenige Stunden Schlaf und dann unsere Babies wegbringen...
 
   
   
 
 



 
 
 

 
 

 
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